Wir beginnen den Stadtrundgang am Marktplatz. Hier wurde seit Jahrhunderten bereits Handel betrieben. Allerdings gibt es keine auffindbare Genehmigung für das Handeltreiben. Es wird zwar von verschiedenen Chronisten beschrieben, dass von Otto II das Marktrecht erteilt wurde. Aber in diesen Schriftstücken ist davon nichts zu lesen. Auch später als Otto III die Privilegien von der Giebichenstein bestätigte, welcher Halle unterstand, wird das Marktrecht nicht erwähnt. D.h. da Halle offiziell kein Marktrecht hat, ist es nur ein großes Dorf und keine Stadt. 😉
Der Marktplatz hat übrigens eine Fläche von 16.000m². Rund um den Marktplatz sind verschiedene Gebäude angeordnet. Wir beginnen mit den wichtigesten Gebäude.
Das Alte Rathaus
Zum einen findet man hier den Ratshof. Der Ratshof war das Hintergebäude, des alten Rathauses. Am südwestlichen Eckturm wurden 1984 die Bronze-Plastiken, welche 1940 entfernt wurden, wieder aufgestellt. Dieses symbolisieren (von oben nach unten) die Industrie, die Saale, den Händel, das Saaletal und den Bergbau. Ursprünglich wurde das alte Rathaus im 13/14 Jahrhundert gebaut (Spätreneaissance) und diente bis 1945 als Sitz der städtischen Verwaltung. Im zweiten Weltkrieg wurden Teile des Rathauses schwer beschädigt und nach dem Krieg folgte der Abriss. 2001 wurde eine Bronzeplastik des alten Rathauses aufgestellt.
Stadthaus
Das Stadthaus entstand in den Jahren 1891 bis 1893 als Sitzungsgebäude des Stadtparlaments. Halle demonstrierte damit großstädtischen Anspruch und es wurden Elemente aus verschiedenen Epochen verwendet. Die Wand- und Deckengemälde des Ratsitzungssaales schmücken, wie damals üblich, nur Symbole für das Gute und Schöne (Frieden, Gerechtigkeit, Handel, Kunst und Wissenschaft). Über dem Portal befindet sich das Stadtwappen umrahmt von 2 Löwen, welche mit dem Machtanspruch des Industriebürgertums der deutschen Gründerjahre zu tun haben. Von dem Balkon des Gebäudes blickten bis 1951 (Bildersturmaktion) vier deutsche Könige und Kaiser über den Mark.
Marienkirche
Die Marienkirche wird auch „Unser Lieben Frauen oder Marktkirche genannt. Sie entstand ab 1529 aus den jahrhundertalten Kirchen St. Gertruden und St. Marien. St. Gertruden war die Kirche der Halloren im Tal zu Halle, d.h. der Gegend um den Hallmarkt. Die Kirche der „Bergstadt“ (weil es im Vergleich zum Tal höher gelegene Straßen und Gassen hatte) war St. Marien. Auf Anregung von Kardinal Albrecht wurden die Kirchenschiffe der beiden Kirchen abgerissen, nur die 4 Türme blieben stehen und diese wurden mit einen Langhaus verbunden. Die Kanzel befindet sich in der Mitte der Kirche. Auch Luther hielt 1545 und 1546 jeweils eine Predigt. Der Leichnam von Luther war 1546 auf dem Weg von Eisleben nach Wittenberg in der Kirche aufgebahrt. In der Sakristei befindet sich ein Abdruck seiner Hände und auch der Gedenkstein an der östlichen Aussenmauer zwischen den Hausmannstürmen erinnert an ihn. Neben dem nördlichen Hausmannsturm, im giebel des Seitenschiffes, direkt über dem Treppenturm, befindet sich ein 1583 geschaffenes Relief vom „Esel, der auf Rosen geht“. Dies soll die älteste Darstellung sein.
Während die Gotteshalle Eigentum der Mariengemeinde ist, gehören die Blauen Türme im Westen und die Hausmannstürme im Osten der Kommune. Die Hausmannstürme dienten noch bis 1916 als Wohn- und Arbeitsplatz des städtischen Hausmannes, dieser zeigte seit dem Mittelalter Feuersbrünste an.
Roter Turm
Der Rote Turm wurde errichtet als Aufbegehren der halleschen Bürger gegen die Vormundschaft des Magdeburgers Bischofs in der Zeit von 1418 – 1506. Der freistehende Glockenturm ist 84m hoch und ein im deutschen Städtebau einzigartiges Monument. Er wurde von den halleschen Bürgern, auf deren Rechnung, mitten auf dem Markt, im Schnittpunkt aller Handelsstraßen errichtet. Das Glockenleuten wird vom Rat bestimmt. Die Kugel des Turmes hat 246 2,5m lange Stacheln. Dies sollte im Mittelalter böse Geister vertreiben. In ca. 35m kann man einen zähnefletschendenHund erkennen, welcher die Südwand des Roten Turmes hinunter rennt. Die Herkunft des Namens „Roter Turm“ ist nicht eindeutig belegt. Es wird angenommen, dass es sich bei dem Turm um ein Gerichtsturm handelt, an dem das städtische Hoch- und Blutgericht wirkte.
Roland
Seit Mitte des 13 Jahrhunderts gibt es bereits den hallischen Roland. Er ist der einzigste Zivilist in der Reihe der sonst mit Schild, wehrhaft ausgestattenen überlebensgroßen martialisch schauenden Gestalten. Sie stehen stellvertretend für den Kaiser, den Landesherren, deren Gerichtsbarkeit, auch für die der Stadt von ihnen verliehen Rechte. Der Roland von Halle hat ein Schwert, wie die anderen auch. Aber er zückt es nicht, er hält es voller Würde, lächelnd in Halbacht. Ein friedlicher Roland. Aber nicht alle sind friedlich zum Roland. So zug 1476 Erzbischhof Ernst von Magdeburg mit Hilfe von fremden Truppen in die Stadt ein und steckte Roland mitten auf den Markt in einen Käfig. Ursprünglich war der Roland aus Holz gewesen und verrottete. 1719 wurde er aus Sandstein wieder neu errichtet. Roland hat mehrere Umzüge im Laufe seines Lebens erlebt, bis er nun wieder an seinen eigentlichen Platz steht.
Händel
Anlässlich seines 100. Todestages wurde 1859 von seinen deutschen und englischen Verehrern das Denkmal errichtet. Die Kosten in Höhe von 8.000 Talern wurden u.a. auch mit einer Spende von dem König von Preußen zusammengetragen. Händel stützt sich auf einen Notenpult mit dem Noten von der Partitur des Messias ab. Drei Motive schmücken das Pult. Zum einen zeigt es den thrakischen Sänger Orpheus, den biblischen Psalmensänger David und die orgelspielende Künstlerin Jenny Lind. Händel blickt in westliche Richtung seiner Wahlheimat England in zeitgenössischer Kleidung.